Arabis mosaic virus (ArMV) in Cannabis – Symptome, Verbreitung und Prävention
Das Arabis mosaic virus (ArMV) zählt zur Familie Secoviridae und gehört zur Gattung Nepovirus. Es ist ein bedeutender Pflanzenpathogen mit einer breiten Wirtspalette – darunter Erdbeeren, Hopfen, Reben und Zierpflanzen – und wurde auch experimentell in Cannabis sativa erfolgreich übertragen. Für Hobbygärtner ist das Virus insbesondere deshalb kritisch, weil es samenübertragbar ist und oft latent verläuft.
Eigenschaften von ArMV
- Virus-Typ: Positivsträngiges RNA-Virus (Bipartites Genom: RNA-1 und RNA-2)
- Vektoren: Übertragung durch bodenbewohnende Nematoden (v. a. Xiphinema diversicaudatum)
- Weitere Wege: Infektion über Pollen und Samen wissenschaftlich belegt
- Überdauerung: Virus kann im Boden über Jahre persistieren, wenn Wirtspflanzen oder Vektoren vorhanden sind
ArMV ist ein klassischer Quarantäneerreger in der Landwirtschaft und wird bei Saatgutimporten regelmäßig überprüft – auch bei Hanf.
Symptome bei Cannabis
ArMV kann im Cannabis zu teils deutlichen, teils schwer identifizierbaren Symptomen führen. Diese sind nicht spezifisch für ArMV und überschneiden sich mit anderen Mosaikviren:
Vegetative Phase
- Hellgrüne bis gelbliche Mosaikmuster auf jungen Blättern
- Adernbasierte Aufhellungen
- Blattverformungen: Wellen, leichte Krümmungen, teilweise reduzierte Blattgröße
- Wachstumsstörungen: Vor allem bei früher Infektion deutlicher Kümmerwuchs
Generative Phase
- Verkümmerung neuer Triebe
- Mosaiksymptome an Blättern im Blütenbereich
- Indirekter Ertragsverlust durch verminderte Assimilation und Vitalität
- Keine spezifischen Harz- oder Trichomveränderungen nachgewiesen
Wichtig: Viele Pflanzen zeigen keine offensichtlichen Symptome, können aber trotzdem infektiös sein – insbesondere bei samenbasierter Infektion.
Übertragung und Verbreitung
ArMV ist für Hobbyzüchter vor allem aus drei Gründen problematisch:
- Samenübertragung: Studien zeigen, dass ArMV durch infizierte Samen in die nächste Generation gelangt – auch bei Cannabis wahrscheinlich, wenn auch bislang ohne quantitative Erhebung
- Pollenübertragung: Infizierte männliche Pflanzen können gesunde weibliche Pflanzen bei der Bestäubung infizieren
- Bodengebundene Vektoren: Nematoden wie Xiphinema diversicaudatum leben im Boden und übertragen das Virus beim Saugen an Wurzeln
Horizontaler mechanischer Transfer (z. B. durch Werkzeuge) ist bei ArMV zwar möglich, aber im Vergleich zu z. B. HLVd oder PVX weniger relevant.
Bedeutung im Hobbyanbau
Da Hobbygärtner selten über zertifiziertes, getestetes Saatgut verfügen und oft mit selbst gezogenen Samen arbeiten, ist das Risiko einer stillen Einschleppung von ArMV durch Saatgut real. Besonders bei Outdoor-Growern, die ihre Pflanzen im Boden ziehen, kann das Virus auch über Nematoden im Substrat übertragen werden.
Hinzu kommt, dass in vielen Hobbykulturen keine Diagnostik erfolgt, weshalb ArMV unentdeckt bleibt und als „schwacher Wuchs“ abgetan wird.
Diagnostik
Die sichere Identifikation von ArMV erfordert labortechnische Verfahren:
- RT-PCR ist die zuverlässigste Methode, um das Virus-RNA-Genom nachzuweisen
- ELISA-Testkits sind für ArMV verfügbar, allerdings primär für Erdbeeren, Reben oder Hopfen – Anwendung auf Cannabis ist möglich, aber nicht standardisiert
- Schnelltests für den Hobbygebrauch sind derzeit nicht verfügbar
Prävention und Hygienemaßnahmen
Da es keine Behandlung gibt, steht die Vorbeugung im Vordergrund:
- Vermeide ungetestetes Saatgut: Nutze nur Samen von virusfreien Mutterpflanzen
- Samensterilisation: Oberflächliche Behandlung mit 10 %iger Bleiche (1–2 Minuten) oder Trinatriumphosphat (TSP) kann das Risiko verringern, erreicht aber keine im Embryo befindlichen Viren
- Vermeide Bodenkontamination: Wenn möglich, verwende neue, sterile Substrate
- Quarantäne neuer Pflanzen: Ziehe Samen oder Stecklinge in Isolation heran und beobachte sie auf Mosaiksymptome
- Nematodenkontrolle (Outdoor): Gärtnern im Hochbeet mit sterilisiertem Boden kann die Gefahr einer Nematodenübertragung verringern
Behandlungsmöglichkeiten
Aktuell gibt es keine kurative Therapie für ArMV-infizierte Pflanzen. Die einzige Möglichkeit, das Virus aus einem Genotyp zu entfernen, ist die Anwendung von:
- Meristemkultur in vitro
- Virusfreie Reproduktion durch Klonung aus gesunden Zellbereichen
Beides ist im Hobbyanbau jedoch technisch und finanziell kaum realisierbar. Deshalb gilt: Frühzeitige Entfernung infizierter Pflanzen ist der wichtigste Schritt, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Quellen
- Miotti, N. et al. (2023): A Guide to Cannabis Virology. Viruses 15(7):1532
- ICTV Taxonomy: Arabis mosaic virus – Nepovirus
- Julius Kühn-Institut – Pflanzengesundheit: Nachweispflicht für ArMV in Saatgut
- Chiginsky, J. et al. (2021): First Insights Into the Virus and Viroid Communities in Hemp. Frontiers in Agronomy
- Hull, R. (2014): Plant Virology, 5th Ed. Academic Press – Kapitel zu Nepoviren