Potato virus Y (PVY) in Cannabis – Mosaiksymptome, Übertragung durch Blattläuse und Prävention
Das Potato virus Y (PVY) zählt zu den weltweit bedeutendsten Pflanzenviren und ist besonders bekannt aus dem Kartoffel- und Tabakanbau. Erst seit Kurzem rückt PVY auch im Cannabis-Anbau in den Fokus, da Studien zeigen: PVY kann effizient durch Hanfblattläuse auf Cannabis übertragen werden – mit möglichen Auswirkungen auf Wachstum und Blütenqualität.
Allgemeine Informationen
- Name: Potato virus Y (PVY)
- Taxonomische Einordnung: Familie Potyviridae, Gattung Potyvirus
- Genom: Positivsträngige Einzelstrang-RNA (ssRNA+)
- Wirtskreis: Weit verbreitet, u. a. Kartoffel, Paprika, Tabak, Tomate, sowie Cannabis sativa
Übertragungswege
Hauptübertragung:
- Blattläuse (Aphiden) im nicht-persistenten Modus
Schon ein kurzer Saugakt einer virustragenden Laus kann die nächste Pflanze infizieren.
Relevante Blattlausarten:
- Phorodon cannabis (Hanfblattlaus) – besonders effizient
- Myzus persicae (Grüne Pfirsichblattlaus)
- Weitere Blattlausarten aus Mischkulturen (Chili, Tomate etc.)
Weitere Wege:
- Mechanisch: Übertragung durch kontaminierte Werkzeuge oder Hände ist möglich, aber untergeordnet.
- Keine Samenübertragung: Bei Cannabis bisher nicht nachgewiesen.
Symptome bei Cannabis
Vegetative Phase:
- Helle, mosaikartige Aufhellungen auf jüngeren Blättern
- Milde Sprenkel- oder Tupfenmuster („mild mottling“)
- Leichte Kräuselung oder Wellung der Blätter
- Allgemein reduzierter Wuchs bei empfindlichen Sorten
Generative Phase:
- Weniger Blattmasse im oberen Bereich
- Verlangsamte oder gestörte Blütenentwicklung
- Buds bleiben kleiner, mitunter verminderte Trichomentwicklung
- Kein typisches „Dudding“, aber geringere Qualität bei starkem Befall
Diagnose
Sichtprüfung:
- PVY-Symptome sind häufig mild und können leicht mit Nährstoffmangel oder Lichtstress verwechselt werden.
Labortests:
- ELISA-Testkits (Proteinbasiert) – zuverlässig, schnell verfügbar
- RT-PCR – empfindlicher Nachweis, besonders bei niedriger Viruslast
- Schnelltests: ImmunoStrips für PVY sind breit verfügbar – z. B. aus dem Kartoffelanbau
Bedeutung im Hobbyanbau
PVY stellt für Hobbygärtner ein häufig übersehenes Risiko dar. Da Blattläuse PVY aus dem Garten (z. B. von Paprika, Tomaten, Spinat) auf Cannabis übertragen können, sind Indoor- und Outdoor-Grows gleichermaßen betroffen – auch wenn keine Cannabis-spezifischen Symptome auftreten.
Einmal eingeschleppt, verbreitet sich PVY oft unbemerkt über mehrere Pflanzen im Bestand, da die Symptome mild sind.
Prävention und Management
1. Vektorkontrolle
- Gelbtafeln zur Früherkennung von Blattläusen
- Biologische Nützlinge (z. B. Marienkäfer, Florfliegenlarven)
- Neemöl oder insektizide Seifen regelmäßig einsetzen
- Neue Pflanzen quarantänisieren (mind. 2 Wochen)
2. Hygienemaßnahmen
- Werkzeuge nach jeder Pflanze desinfizieren
- Kleidung und Hände reinigen, wenn zwischen Kulturen gewechselt wird
3. Pflanzenmaterial
- Keine Stecklinge von ungeprüften Quellen verwenden
- Samen aus gesunden Mutterpflanzen verwenden (auch wenn PVY nicht samenbürtig ist)
Behandlungsmöglichkeiten
Eine Heilung infizierter Pflanzen ist nicht möglich. PVY persistiert systemisch und lässt sich nicht chemisch bekämpfen. Betroffene Pflanzen sollten isoliert oder entsorgt werden, um eine Ausbreitung zu vermeiden. Eine vollständige Virenfreiheit ist nur durch meristematische Gewebekultur erzielbar – für Hobby-Grower nicht praktikabel.
Quellen
- Pitt, W.J. et al. (2022): Virus Infection and Host Plant Suitability Affect Feeding Behaviors of Cannabis Aphid. Environmental Entomology, 51(2):322–331.
- Miotti, N. et al. (2023): A Guide to Cannabis Virology. Viruses 15(7):1532.
- Agdia Inc. – PVY ImmunoStrips
- Kegler & Spaar (1997): Virus Susceptibility of Cannabis Varieties. Archives of Phytopathology and Plant Protection 30(5):457–464.