Lettuce Chlorosis Virus (LCV) in Cannabis – Symptome, Übertragung und Prävention
Das Lettuce chlorosis virus (LCV) gehört zur Familie Closteroviridae und wurde ursprünglich in Salatpflanzen entdeckt. Seit 2019 ist belegt, dass LCV auch Cannabis infizieren kann – mit teils gravierenden Auswirkungen auf Wachstum und Ertrag. Für Hobbygärtner ist die Kenntnis über diese Viruskrankheit entscheidend, da sich LCV rasch durch Schädlinge und infiziertes Material verbreitet.
Allgemeine Informationen
- Name: Lettuce chlorosis virus (LCV)
- Taxonomie: Familie Closteroviridae, Gattung Crinivirus
- Genom: Positivsträngige Einzelstrang-RNA (ssRNA+)
- Wirtskreis: Salatgewächse, Unkräuter, seit 2019 auch Cannabis (Cannabis sativa)
Übertragungswege
LCV wird vor allem durch Insekten und kontaminiertes Pflanzenmaterial verbreitet:
Hauptvektor:
- Weiße Fliegen (Bemisia tabaci) – semi-persistente Übertragung
Weiße Fliegen nehmen das Virus beim Saugen auf und können es für einige Tage auf neue Pflanzen übertragen.
Weitere Wege:
- Stecklingsvermehrung: Infizierte Mutterpflanzen geben LCV an Nachzuchten weiter.
- Mechanische Übertragung: Möglich über kontaminierte Werkzeuge oder Hände, aber seltener.
Samen- oder Pollenübertragung wurde bei LCV bisher nicht nachgewiesen.
Symptome bei Cannabis
Die Symptome sind vielfältig und ähneln oft Nährstoffmangel oder Lichtstress, was die Diagnose erschwert.
Vegetative Phase:
- Intervenale Chlorose (Aufhellung zwischen den Blattadern)
- Purpurne oder rötliche Blattverfärbungen
- Nekrosen (braune abgestorbene Blattbereiche)
- Allgemeiner Wuchsverzögerung und Kümmerwuchs
Generative Phase:
- Stark reduzierte Blütenbildung
- Geringere Harzproduktion (weniger Trichome)
- Schwächere Terpen- und Aromaausbildung
- Deutlicher Qualitätsverlust der Blüten
Diagnose
Im Hobbybereich:
- Visuelle Symptome allein reichen nicht für eine eindeutige Diagnose.
- Bei Verdacht: Kombination aus Symptomen + Vorkommen von Weißen Fliegen ist ein starkes Indiz.
Laboranalyse:
- RT-PCR: Derzeit die einzige zuverlässige Methode zur Bestätigung
- ELISA: Wird noch erforscht; bisher keine kommerziellen Kits für LCV verfügbar
- Schnelltests: Momentan (Stand 2025) nicht erhältlich
Prävention und Management
1. Vektorkontrolle
Weiße Fliegen sind der Hauptübertragungsweg – deren Kontrolle ist zentral:
- Gelbtafeln zur Überwachung und Eindämmung
- Insektenschutznetze (besonders im Indoorbereich)
- Biologische Bekämpfung mit Nützlingen (z. B. Encarsia formosa)
2. Hygiene und Quarantäne
- Werkzeuge nach jeder Pflanze desinfizieren (z. B. Alkohol oder 10 %ige Bleiche)
- Neue Pflanzen 2–3 Wochen isoliert halten und beobachten
- Nur Stecklinge von gesunden, getesteten Mutterpflanzen verwenden
3. Pflanzengesundheit und Umfeld
- Entferne Unkräuter und alte Pflanzenreste – sie können Virus- und Vektorreservoirs sein
- Pflege ein stabiles Mikroklima zur Stressvermeidung
Behandlungsmöglichkeiten
Aktuell gibt es keine direkte Behandlung gegen LCV. Infizierte Pflanzen müssen sofort entfernt und vernichtet werden, um die Ausbreitung zu stoppen. Die Forschung prüft Möglichkeiten zur Viruseliminierung durch meristematische Kultur – diese Methoden sind aber für Hobbyzüchter nicht praktikabel.
Bedeutung für den Hobbyanbau
Hobbygärtner sind besonders gefährdet, da:
- Stecklinge oft aus nicht geprüften Quellen stammen
- Zugang zu zertifiziert virusfreiem Saatgut kaum vorhanden ist
- Weiße Fliegen schwer zu kontrollieren sind
Die beste Strategie ist konsequente Prävention: Hygiene, Quarantäne neuer Pflanzen und Vektorkontrolle.
Quellen
- Hadad, L. et al. (2019): Lettuce Chlorosis Virus Disease: A New Threat to Cannabis Production. Viruses 11(9):802
- Miotti, N. et al. (2023): A Guide to Cannabis Virology. Viruses 15(7):1532
- Agdia Inc. – Plant Pathogen Detection for Criniviruses
- SpringerLink: Transmission and Management of LCV in Cannabis
- MyFloraDNA – LCV Detection Services for Cannabis